Seit Sonntag den 21.Mai 2017 ist der Modenschau Termin nun abgearbeitet. Ich weiß, es klingt etwas seltsam für eine Modenschau den Ausdruck abgearbeitet zu verwenden.
Als Teilnehmer der Schau sehe ich es eben als Arbeitsaufwand an, der nicht einfach zu bewältigen war. Bei uns Maßschneidern ist es ja immer eine große Herausforderung, wenn eine Präsentation unserer Arbeit ansteht, weil wir nicht nur die Kleidungsstücke von der Stange nehmen können. Wir verbringen damit Stunden mit kreativer Arbeit. Angefangen mit dem Entwurf, der Stoffauswahl, dann der Erstellung des besonderen Schnittes, dem Zuschnitt und Anprobe und schließlich mit dem nähen des Kleidungsstückes. Manch Einer vermutet nicht, welch ein Arbeitsaufwand ein Kleidungsstück hinter sich hat, wenn es für einen kurzen Augenblick über den Laufsteg schwebt.
Soviel zum Werdegang eines Modells, das am Ende einen leichten Eindruck von Lässigkeit und Eleganz vermittelt. Trotz aller Anstrengung im Vorfeld ist es aber immer wieder ein wunderbarer Augenblick, wenn man dazu beitragen konnte, dass wir unser kreatives Handwerk zeigen konnten.
Schon oft habe ich mit dem Gedanken gespielt, einfach nicht mehr an solch einem stressigen Geschehen teil zu nehmen, doch immer wieder reizt die Versuchung auszuprobieren, ob die erlernten Techniken noch abrufbar sind.
Und damit komme ich wieder einmal zu dem was mir sehr auf dem Herzen liegt, nämlich fundierte Grundkenntnisse zu erlernen, damit solche tollen Produkte entstehen können, wie wir sie am Sonntag den 21.Mai in Karlsruhe gezeigt haben. Das große Problem ist nur, dass es kaum mehr Ausbildungsbetriebe in unserem Handwerk gibt. Sicher es gibt sehr viele Berufskollegs, die neben der Theorie auch die handwerkliche Arbeit vermitteln. Was die meisten jungen Menschen jedoch an dieser Art das Schneiderhandwerk zu erlernen reizt, ist das Wörtchen „Designer“, das am Ende von der Ausbildung dabei heraus kommt. Klingt doch einfach besser wie Maßschneider, oder gar Änderungsschneider was sowieso in den Köpfen der Verbraucher sich für unseren Beruf festgesetzt hat. Wenn wir dann uns die Freiheit nehmen und auf unsere richtige Berufsbezeichnung hinweisen, dann ernten wir oft erstaunte Blicke und Fragen. Wie zum Beispiel, sie können ein Kleidungsstück von einem Bild oder einer Zeichnung nacharbeiten. Ich sage dann immer, ja das kann ich.
Design, das ist bei einem guten Maßschneider die Grundvoraussetzung, das heißt, aus einem eigenen Entwurf, oder nach Vorlage einen Schnitt zu erstellen.
Doch wo soll dies alles gelernt werden, wenn es keine Betriebe mehr für die Ausbildung gibt.
Wie schon in meinem letzten Beitrag angesprochen sind wir nicht ganz unschuldig an der Entwicklung, das die Ausbildungsplätze rar sind. Es hat sich im Lauf der Jahre eben alles etwas verschoben. Einkauft wird meistens günstig, Modeketten und andere Anbieter haben sich ausgebreitet und so blieb nicht mehr viel Raum für die Arbeit eines Maßschneiders übrig. Doch so eine kleine Nische haben wir uns erhalten und sind inzwischen so etwas wie die Paradiesvögel in unserem Handwerk geworden.
Durch Fernsehsendungen wie ‚Geschickt eingefädelt – Wer näht am besten?‘ werden wir wieder ein klein wenig mehr in die Öffentlichkeit gerückt. Auch wenn es etwas Augenwischerei ist, dass man in kürzester Zeit die tollsten Kreationen zaubern kann. Ich bin überzeugt, das auch Guido Maria Kretschmer ganz schön Zeit in seine eigenen Kreation stecken muss, bis diese fertig für die Augen des Publikums sind.
Falls Du Lust hast auf weitere Einblicke in unser Berufsleben und Dir vielleicht auch ein wenig Wissen aneignen möchtest, dann schau hin und wieder mal vorbei.
Bis bald
EdithF
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