Vor eineinhalb Wochen am Freitagabend war es wieder mal so weit, die Modeschaffenden trafen sich zur alljährlichen Fashion Show der staatlichen Modeschule Stuttgart.
Wie jedes Jahr war diese Modenschau auch gleichzeitig der Anlass für die Überprüfung des passenden Outfits im eigenen Kleiderschrank. Tage vorher machte ich mir schon Gedanken darüber, was kann ich anziehen. Schließlich will man ja nicht unangenehm auffallen im Kreis der Kollegen, die sich mit Sicherheit alle fein herausgeputzt haben zu diesem Anlass.
Doch seit einiger Zeit habe ich mein Kleider-Reservoir etwas vernachlässigt. Seit ich nicht mehr gezwungen bin ein paar schicke Kleider und Kostüme zu bevorraten, habe ich auch keinen Blick mehr auf die Passform der vorhandenen Outfits geworfen.
Na ja was soll ich sagen, das Problem war nicht zu übersehen, die Taille war aus dem Ruder gelaufen. Nun stand ich da und meine Gedanken rauschten um die Möglichkeiten herum, wie kann ich das lösen. Erweitern in der Taille, das brachte kein zufriedenstellendes Ergebnis. Also was blieb mir dann letztendlich als einziger Ausweg noch übrig, es musste was Neues her.
Doch damit begann erst das große Übel, das neue Teil musste in perfekter Maßschneiderarbeit hergestellt werden. Und diese geht nicht in ein paar Stunden. Zuerst musste ein passender Schnitt hergestellt werden, nach dem Zuschnitt und Anprobe fielen dann sicher ein paar Änderungen an. Danach würde ich die endgültige Passform mit genauen Nahtzugaben nochmal ausschneiden, Teile die eine Stabilisierung brauchten mit Einlage versehen (Einlage, Nahtbänder usw. sind oft das unsichtbare Geheimnis eines maßgeschneiderten Kleidungsstückes). Nach all diesen Vorbereitungen könnte dann die Arbeit an der Nähmaschine beginnen. Bis das ganze Teil dann zum Anziehen bereit ist, vergehen etliche Stunden.
Was also tun? Ich suchte noch ein wenig im Kleiderschrank herum und blieb letztendlich wieder einmal an meinem Retter in der Not hängen, meiner schwarzen Hose. Schlicht geschnitten mit seitlichem Reißverschluss und engen Beinen passte sie noch immer ins modische Bild unserer Zeit. Doch was ziehe ich dazu an, einst passten meine kleinen Jäckchen mit Top darunter perfekt dazu, doch nun! Also weiter suchen.
Da fiel mir meine bunte Sommerbluse ein, die ich schon in kleiner Abwandlung in einem anderen Stoff hergestellt hatte. Der Schnitt passt perfekt und ein wunderbarer Musselin Stoff kam aus meinen Vorräten zum Vorschein, der sich für eine sommerliche Bluse hervorragend verarbeiten lassen würde. Ich holte meinen Blusenschnitt heraus, bügelte im Stoffstück für das Vorderteil ein paar Falten ein, nähte sie ab und legte dann den Schnitt darauf und es entstand eine sehr luftige leichte Sommerbluse, welche den kritischen Blicken meines Berufsstandes absolut standhalten konnte.
Verarbeitung von Einlage und Nahtbänder in der Schneiderei, wo braucht man sie. Dazu nächstes Mal mehr.
Bis bald
EdithF