Stil Schnitt und Fertigung

 

Ein etwas älterer Artikel fiel mir heute beim Aufräumen in die Hand er hieß


„Und Schnitt“
Stricken und Töpfern waren gestern, jetzt boomt das Nähen an der eigenen Maschine – gerne in Luxusausführung.


Was bis vor kurzem das Uncoolste überhaupt war hat sich zu einem Boom entwickelt. Wir von der nähenden Zunft, die dieses Handwerk von der Pike auf gelernt haben, sehen zu und staunen wie uns die selbsternannten Profis ausstechen.


Woher kommt der Trend selbst zur Nadel zu greifen, ich habe etwas recherchiert.

In dem Artikel, den ich oben erwähnt habe stand, dass der neue Trend auf der zunehmenden Verweigerung des alten basiert.

Dass so viele Menschen wieder nähen sei die Folge der totalen Verfügbarkeit und der totalen Uniformität. Seit die neue Welle der einst verpönten biederen Tätigkeit voll im Trend liegt verbringen viele ihre Freizeit mit dem neuerworbenen Hobby des Nähens.


Mitte der siebziger und Anfang der achtziger gab es die Ketten wie H&M, Zara, und wie sie alle heißen noch nicht. Auf dem flachen Land musste man sich schon selbst helfen und aus dem, was vorhanden war einigermaßen schicke Kleidung zaubern. Auch damals waren schon Burda und Vogue im Einsatz für den besonderen Schnitt.

Ich selbst nähe nun schon seit meinem 15zehnten Lebensjahr meistens nach eigenen Schnitten und selbstentworfenen Design. Vor Jahren war ich, sobald ich irgendwo eingeladen war, der Paradiesvogel der unaufhörlich ausgefragt und vielleicht auch ein wenig beneidet wurde um meine anders aussehende Kleidung. Ich konnte mir Materialien aussuchen, wie Wolle, Seide, Baumwolle oder Leinen, die ein angenehmes Tragegefühl erzeugten und noch dazu edel aussahen. Diese Zeit fiel genau in die Welle der wieder entdeckten Jeans und jeder kleidete sich von Kopf bis Fuß in die aus Arbeiterkleidung entstandene Jeans Mode. Plötzlich war normale Kleidung out und nähen wurde Uncool.


Die Bekleidungsszene hat sich in den letzten 30 Jahren total verändert nicht mehr das Einzelstück von einem angesehenen Modeatelier ist angesagt, sondern die Markenkleidung. Und auf diesem Weg veränderte sich auch der Gang in die Schneiderei, die ja so behauptet man angestaubt ist. Für die Ateliers blieben letztendlich meistens nur die Änderungen der angesagten Designer übrig. Dies hatte zur Folge, dass viele Ateliers ihre Ausbildungsarbeit aufgaben oder ganz verschwanden.

Wie kommt es nun zu dem neuen Trend der Selbstherstellung seiner Kleidung.

Guido Maria Kretschmer sagt, „Die Leute wollen nicht mehr diesen Globalen Einheitslook“ und hat mit dieser Aussage sicher recht. Durch seine Sendung „Geschickt eingefädelt“ hat sich Guido Maria Kretschmer mit Inge Szoltysik noch eine Fachfrau aus unserem Handwerk des Maßschneiders mit ins Boot geholt, was letztendlich sicherlich noch dazu beigetragen hat, dass viele zum nachahmen animiert wurden.


Heute lernt man nicht mehr Schneiderin, sondern bedient sich der vielen Tutorials auf Youtube, die haarklein erklären wie die anfallenden Näharbeiten zu bewältigen sind. Doch hier ist es wie bei jedem Handwerksberuf, fehlt die Grundausbildung gibt es oft auch kein zufriedenstellendes Endprodukt.


Das Angebot an Schnitten für die Hobbyschneiderin ist vielfältig doch manch einer vergisst bei der Herstellung seiner Kleidung Form und Stil passend zu seiner Figur. So gibt es wenig Passendes für die Frau ab 55 sie ist nicht mehr jung hat oft nicht mehr die optimale Figur für so manchen Schnittvorschlag. Eine gute Bekannte von mir brachte es vor einiger Zeit auf den Punkt. Es gibt zurzeit nur Alte, die sich wie Teenager kleiden, anscheinend kann die Modewelt mit der reifen Frau nichts mehr anfangen.

Das war für heute mein etwas kritischer Artikel zum neuen Boom des selbst Schneiderns. Ich wünsche dir jedoch an dieser Stelle viel Glück und Erfolg bei der Herstellung deiner selbstgenähten Kleidung, vielleicht findest du ja die ein oder andere Hilfestellung auf meiner Seite Massschneider-News

 

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